TheaterAG zeigte "MAKELLOS"

Foto: Frank Keller
Foto: Frank Keller

TheaterAG am Werkgymnasium

 

Makellos

 

Ein jeder Mensch hat etwas, das ihm an sich selbst nicht gefällt. Wer sich damit auseinandersetzt, merkt schnell, dass sich dies nicht nur auf äußere Merkmale beschränkt, sondern oft auch Charaktereigenschaften, Neigungen oder unser Handeln mit einbezieht. Was aber geschieht, wenn andere bestimmen, was sie an einem Menschen als Makel ansehen? Was passiert, wenn eine Gesellschaft so weit kommt, dass sie Menschen mit Makeln nicht mehr als notwendigen Bestandteil ihrer selbst betrachtet, sondern entfernen möchte? Und wer bestimmt eigentlich, welcher Makel nicht mitgetragen oder geduldet werden kann?

Mit solchen und noch viel mehr Fragen beschäftigte sich das Ensemble der TheaterAG, die mit Unterstützung von Theaterpädagoge Marco Graša, assistiert vom Abiturienten Lars Weber, ein eigenes Stück auf die Beine stellte. Angefangen von der Recherche über das Euthanasie-Programm im Dritten Reich, weiter zur Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und den als Makel wahrgenommenen Merkmalen, bis hin zur Inszenierung in beeindruckend intensiven theatralischen Bildern, wurde hier alles in Eigenverantwortung erarbeitet.

Am Ende gelang den Schauspielerinnen und Schauspielern ein großer Wurf:

Zunächst konnten sie im Entstehungsprozess viele wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse über sich selbst, aber eben auch über die Geschichte Deutschlands, der nicht zuletzt durch die Nazi-Herrschaft im Dritten Reich einen ganz erheblicher Makel anhaftet, machen. Das alleine wäre schon genug gewesen, um ein solch aufwendiges Projekt, das u. a. vom Wettbewerb andersartig gedenken on stage des Förderkreises gedenkort-t4.eu motiviert wurde, als lohnenswert einzustufen.

Dem Ensemble gelang aber noch mehr: Es kreierte eine Erinnerungskultur, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu fuchteln und schuf ein Gedenken (symbolisch in Szene gesetzt durch das Aufhängen der Kleidung an den im Bild sichtbaren Bügeln) an diejenigen, die von 1940 bis 1945 teilweise spurlos verschwanden, nur weil man im T4 (Tiergartenstraße 4, Berlin) beschlossen hatte, dass manch menschliches Leben nicht lebenswert sei.

Am Ende war es aber auch ein Plädoyer für die Schwachen und die Außenseiter in der Gesellschaft, wie es eine Zuschauerin im Nachgespräch mit den Spieler*innen treffend formulierte.

Man darf gespannt sein, wie die Jury des Wettbewerbes anderartig gedenken on stage den Beitrag der TheaterAG bewerten wird. Wir drücken schon jetzt die Daumen und sind stolz auf diese Gruppe.

 

Wer wissen möchte, wie die lokale Presse die Inszenierung wahrgenommen hat, kann die Nachbesprechung von Marita Kasischke, die am Samstag in der HZ erschienen ist, unter dem folgenden Link nachlesen:

https://www.swp.de/suedwesten/staedte/heidenheim/theater-ag-_zeigt-eure-makel_-los_-31695226.html

Letzte Änderung am 12.07.2019 von Th. Werner