Studienfahrt Segeln auf der Ostsee 2022

Studienfahrt Segeln 2022

 

Am Samstag, dem 17. September, fuhren wir, eine Gruppe aus 19 Schülern sowie unsere Lehrer (Frau Schubert, Herr Brodbeck und Herr Ehrtmann) abends vom WeG aus mit dem Bus in die Nacht hinein los nach Kappeln (Schleswig-Holstein). Die Reise dorthin mit unserem netten Busfahrer im Bus von „Opa Erich“ war zwar ganz schön holprig und vor allem lang, doch kamen wir alle heil und schon sehr gespannt morgens um circa 8 Uhr in Kappeln an. Insgesamt waren wir um die 12 Stunden unterwegs und dennoch - die Vorfreude war groß und unser Segelschiff für die kommende Woche, die „Fortuna“, war schon vom Bus aus gut zu sehen und wirklich sehr beeindruckend.

Auf der Fortuna werden allgemein inklusive, pädagogische, therapeutische und soziale Segelreisen auf der Ostsee angeboten, die ein wunderschönes Abenteuer sind und eine Gruppe unterschiedlichster Menschen noch mehr zusammenschweißt. Zuallererst lernten wir dort unsere vierköpfige Crew für den kommenden Segeltörn kennen, die aus Carsten, dem Kapitän des Schiffes, seiner Frau Nicole, Simon und Matze bestand. Außerdem erfuhren wir, dass man sich auf hoher See stets bei seinem Vornamen nennt, weshalb unsere Lehrer für uns ab sofort nur noch Claudia, Markus und Ehrti hießen. Nachdem all unser Gepäck im Segelschiff verräumt und verstaut wurde, bekamen wir grundlegende Infos zum Schiff, verteilten die Schlafplätze und lernten die Schiffsbesatzung durch ein Namensspiel näher kennen. Es gab 2 Schlafräume, in denen es von Hängematten bis zu Stockbetten alles gab. Einige Dinge auf dem Schiff, wie beispielsweise das Pumpen für Leitungswasser, oder auch die Toiletten sowie die von Hand betriebene Brotschneidemaschine in der Kombüse waren anfangs etwas ungewohnt. Daher war es für uns auch umso spannender, das ganze Schiff von innen nach außen kennenzulernen und zu erleben. Jeder von uns bekam eine Nummer, sodass wir bei Ansammlungen immer durchzählen konnten und uns auf vollständige Anwesenheit überprüfen konnten. Der Sonntagmorgen startete, nachdem das Wichtigste geklärt war, direkt mit dem langersehnten Segeln. Wir teilten uns in 3 verschiedene Grüppchen auf: es gab die Vorsegelgruppe sowie die Großsegler und die Besanis.

Während der ersten Segeletappe überraschte uns der Regen, denn es zog ein kleines Gewitter auf, das uns schon am ersten Tag das wirkliche Segelleben miterleben ließ. Zu den allgemeinen Fertigkeiten unter einer Seemannschaft gehören nautische Begriffe, das An- und Ablegen, Segelmanöver, Knotenkunde, Navigation, Seezeichen, Kollisionsverhütungsregeln und die Wetterkunde. Neben dem Lernen von verschiedenen Knoten und den Abläufen beim Segeln in den jeweiligen Positionen durfte die Verpflegung sowie das Putzen nicht fehlen. Nach einem Plan wechselten sich alle zwischen Frühstücksdienst und Mittagsessen, Abendessen und „Klar-Schiff“ ab. Schon nach dem ersten Tag waren wir eine eingespielte Truppe und es fühlte sich so an, als wären wir schon eine ganze Weile an Bord gewesen.

Den ersten Abend legten wir an einem Hafen bei der Schlei an und aßen dann nach erledigter Arbeit und einem ganzen Tag an der frischen Luft zusammen Spaghetti mit Ingwer-Cashewkern-Sauce und Salat. Beim Abendessen unterhielten wir uns immer gut mit der Besatzung und lernten uns alle immer besser kennen. Am Anlegeplatz in Schleimünde für die Nacht gab es einen Leuchtturm und eine wunderschöne Aussicht auf das Meer.

Der Montagmorgen startete für die meisten mit dem Zähneputzen oben an Deck, oder aber auch mit dem Bewundern des Sonnenaufgangs. Es folgte ein ausgiebiges Frühstück mit frisch gebackenem Brot, Müsli usw. und die Pläne für den Tag wurden mit Carsten und der Crew besprochen. Es war schönes Wetter, was lediglich durch spontane Regenschauer unterbrochen wurde, welche dann aber auch wieder sehr schnell vorbeizogen. Der Wind lag bei etwa Windstufe 4 und war für das Segeln in unsere Wunschrichtung sehr praktisch. Unsere gesamte Fahrt lang steuerten wir aber nie genaue Ziele oder Pläne an, da die Seefahrer abergläubisch sind und glauben, dass der der Wettergott der Segler namens „Rasmus“ sonst ihre Pläne durchkreuzt, wenn der diese erfährt. Als die Segel nun erst einmal gesetzt waren, backten wir einen Geburtstagskuchen für unser „Geburtstagskind“ Yusuf und erledigten andere kleinere Tätigkeiten an Bord. Zwischendurch, als weder ein Manöver wie „Wende oder Halse“ durchgeführt wurde und auch die Segel richtig standen, war Entspannen und Spielzeit angesagt. Mittags gab es meistens geschmierte Brote, die wir dann mit schöner Aussicht auf die Ostsee verspeisten.

Die Besatzung lehrte einem immer wieder neue Dinge und einige von uns durften sogar an das Steuer. Ein weiteres Highlight des Tages war ein Probe-Rettungsmanöver, bei dem Kuno in einem Überlebensanzug „Tonja“, eine Plastiktonne die über Bord gegangen ist, rettete. Für uns alle wurde die Zeit auf der Fortuna nie langweilig, da immer Action geboten war. Vom Klettern im Netz, bis zum gesicherten Hochziehen auf den Masten - es gab immer coole Erlebnisse. Am Abend ankerten wir zum ersten Mal auf „hoher See“. Immer, wenn wir nicht in einem Hafen anlegten, hieß es Nachtwache für uns. In Zweiergruppen waren wir schichtweise verantwortlich, uns um den Anker, das Schwojen des Schiffs, die Wetterbeständigkeit und um die Petroleumlampe am Mast zu kümmern. Dabei konnte man immer wieder einige Sternschnuppen am klaren Himmel sehen und auch die leuchtenden Plankton-Algen waren in der Nacht zu beobachten. Nach der Nachtwache war es oftmals eines der besten Gefühle, sich anschließend, warm eingepackt, in sein Bett zu legen und sich von einem aufregenden Tag zu erholen. Am Anfang unserer Reise waren viele die kalten und windigen Temperaturen noch nicht sehr gewohnt und bis zu 6 Schichten Kleidung wurden im „Zwiebellook“ angezogen.

Am Dienstag lösten wir frühmorgens den Anker, badeten eine Runde und segelten dann frisch gestärkt nach Drejø, einer kleinen Insel in Dänemark. Abends erkundeten viele auf eigene Faust die Umgebung und machten Drejø regelrecht unsicher. Es gab eine langersehnte, warme Dusche am Hafen und abends saßen wir noch gemütlich an Deck beisammen und sangen mit Gitarrenbegleitung von Marlon einige Lieder. Zusätzlich zu unseren eigenen Erkundungen der Insel bei Nacht bekamen wir am nächsten Tag eine ausgiebige Führung durch das Dorf mit zahlreichen Geschichten von Ehrti, unserem Lieblingsreiseführer, erzählt. Es folgte eine circa 10 km lange Wanderung quer über die ganze Insel zu einem kleinen Steinstrand. Unterwegs wurden Piratenlieder gesungen und herumgealbert. Am Ufer wurden wir dann von Simon mit dem Motorboot der Fortuna namens „Eisenschwein“ abgeholt und gruppenweise zum Schiff gefahren. Wir entdeckten viele Quallen, Krabben, andere Kleintiere und die dort typischen Feuersteine. Fast am Verhungern, stärkten wir uns dann wieder auf der Fortuna und stellten fest, dass es so gut wie windstill war. Daher beschloss der Kapitän, dass wir baden gehen dürfen. Also packte nahezu die ganze Gruppe ihre Badesachen aus und sprang ins eiskalte Wasser. Dann wurde noch das Motorboot ausgepackt und Simon fuhr mit vielen Schülern zusammen herum. Der Tag war voller Action und jeder konnte sich austoben. Abends gab es dann noch Linsen und Spätzle mit Obstsalat und selbstgebackenen Brownies als Nachtisch.

Donnerstags bekamen wir gruppenweise unterschiedliche Aufgaben erteilt, wonach es dann vormittags weiter nach Marstal, einer Hafenstadt in Dänemark, ging. Beim Ablegen nach dem Ankern musste immer eine Person in den Ankerkeller, um die Kette zu ordnen, während andere den Anker hochkurbeln mussten. Diesmal musste wegen zu wenig Wind der Motor des Schiffs eingeschaltet werden. In Marstal besichtigten wir alle zusammen das Søfahrtsmuseum und die schöne Stadt. Wir bekamen etwas Freizeit zum Shoppen und die Möglichkeit, die Stadt alleine zu erkunden. Zusätzlich bekamen wir viele Geschichten über die Stadt zu hören, wie zum Beispiel die Bedeutung der Keramikpudel in den Fenstern, oder auch der Schiffsbau wurde uns näher erklärt. Nach einer Portion „Chili sin Carne“ auf dem Schiff ging’s dann, als der Abwasch erledigt war, wieder zu Fuß los an Land in einige Hafenkneipen. Wir ließen den Abend noch entspannt ausklingen und hatten jede Menge witzige Erlebnisse und Spaß.

Am Freitagmorgen starteten wir dann bereits die Route Richtung Kappeln, damit wir dort rechtzeitig zurückkehren. Zwischendurch gab es, für unsere Verhältnisse, einen starken Wellengang und einige von uns wurden seekrank. Also verbrachten wir den Tag, an dem wir nur circa 2 Knoten schnell segelten an Deck, versuchten zu schlafen und uns abzulenken. Mittags wurde Mehl gemahlen, Brot und Kuchen gebacken und Spiele gespielt. Aufgrund der beständigen, langsamen Geschwindigkeit bot sich ein „Mikroplastikprojekt“ in der Ostsee an, bei der wir sogar einige Spurenteile von Plastikpartikeln fanden und untersuchten. Die Daten wurden anschließend an eine Meeresbiologin weitergegeben, welche diese für ihre Untersuchungen benötigte. Zwischendurch wurde ebenso Wassertemperatur und Windstärke gemessen und an den Wetterdienst weitergegeben. Als wir nach circa 9 Stunden Segelfahrt auf Höhe von Schleimünde wieder ankamen, aßen wir Kichererbsen-Eintopf zu Abend und mussten leider schon beginnen unsere Taschen zu packen.

Am nächsten Morgen mussten wir unser Gepäck schon vor dem Frühstück an Deck bringen, da wir danach einen Großputz starteten. Von den Schlafsalons bis hin zur Toilette, der Kombüse und auch dem Deck, wurde alles wieder blitzeblank geschrubbt. Um etwa ein Uhr mittags erreichten wir dann unter Motorfahrt in Kappeln den Hafen und schleppten all unser Gepäck von Bord in den Bus, der schon auf uns wartete. Jetzt hieß es endgültig von der Fortuna sowie der Besatzung Abschied zu nehmen und sich bei allen zu bedanken. Zum einen ein riesengroßes Dankeschön an die Besatzung des Schiffs, die uns diese aufregende Woche auf der Ostsee ermöglichte, zum anderen an unsere coolen Lehrer, mit denen man sehr viel Spaß haben konnte und die uns auf engsten Raum ertragen mussten, aber letztlich auch ein großes Dankeschön an alle Mitschüler, da die Gruppengemeinschaft einfach fantastisch war und wir gemeinsam als Team die beste Studienfahrt aller Zeiten hatten, die wir mit Sicherheit auch lange nicht mehr vergessen werden.

Nina Billstein 

Letzte Änderung am 12.10.2022 von Th. Werner