Studienfahrt Berlin 2022

Studienfahrt Berlin im Überblick

 

Tag 1, Berlin, 18.09.2022

Endlich ist es so weit! Die Studienfahrt Berlin 2022 der JGS12 steht an. Schon morgens um 8 haben wir in Heidenheim mit dem Zug die Reise angetreten. Umsteigen mussten wir zweimal, einmal in Aalen und dann ein letztes Mal in den ICE von Nürnberg nach Berlin. Knappe sechs Stunden später waren wir endlich in Berlin! Naja, wir waren noch eine kleine Busfahrt und einen Spaziergang von unserer Bleibe entfernt, aber wir waren in Berlin! Endlich angekommen im Amstel House (die Bleibe) haben wir erstmal die Zimmer eingeteilt und die Betten bezogen. Zum Schluss gab es noch einen Stadtspaziergang bis zum Brandenburger Tor.

Müde waren wir hinterher alle, zudem mussten wir am nächsten Tag um 8 auf der Matte stehen.

 

Am Montag, dem 19.09.2022 starteten wir um 8:00 Uhr am Amstel House, um unseren Termin um 9:00 Uhr im Bundesrat nicht zu verpassen. Dort erhielten wir eine kleine Führung durch das Gebäude und wurden über die Aufgaben des Bundesrates aufgeklärt. Zum Ende der Führung durften wir selbst eine simulierte Sitzung abhalten. Hierfür wurden wir in die jeweiligen Bundesländer aufgeteilt und durften über ein von uns im vorhinein ausgewähltes Thema diskutieren. Im Anschluss bekamen wir 1,5 Stunden Freizeit, um in der direkt gegenüberliegenden Mall of Berlin etwas zu essen und gegebenenfalls einzukaufen. Daraufhin trafen wir uns am Potsdamer Platz, wovon wir zum T4 Mahnmal wanderten, um uns die Funktion eines Mahnmales praktisch näher zu bringen und sich dabei über die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen zu informieren. Daraufhin sahen wir uns noch das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen an, womit unser geschichtlicher Exkurs beendet war. Den Rest des Tages bekamen wir frei, um uns an unserem ersten richtigen Tag etwas mit Berlin  vertraut zu machen.

Der erste Programmpunkt für Dienstag, den 20.09.2022, war die Neue Nationalgalerie, ein Kunstmuseum. Auf dem Weg vom Amstel House dorthin betrachteten wir eine Skulptur im Karlsbad-Park. Dabei ist aufgefallen, dass die Skulptur keine Infotafel über das Kunstwerk besitzt, welche der Figur Kontext geben könnte. Herr Keller erklärte uns, dass die Skulptur den Namen: „Schreitender“ trägt und von Richard Scheibe stammt. Die unkommentierte Skulptur sei deshalb kritisch zu betrachten, da sie das Idealbild eines Ariers zur NS-Zeit spiegelt.

In der Neuen Nationalgalerie haben wir uns dann in mehrere Gruppen eingeteilt und kleinere Aufgaben bearbeitet, während wir selbstständig die Ausstellung erkundet haben. Daraufhin sollten wir mit den gesammelten Inspirationen aus der Ausstellung in einer halben Stunde ein Bild kreieren.
Wetterbedingt mussten wir das geplante Mittagsprogramm umgestalten, weshalb wir den ganzen Nachmittag Freizeit hatten. Viele von uns nutzten diese für Shopping-Touren auf dem Ku'damm.
Den Abend ließen wir mit einem gemeinsamen Besuch im Kino Zoopalast mit den Filmen „Top Gun“ und „Gesang der Flusskrebse“ ausklingen.

Unser Frühstück am Mittwoch, dem 21.09.2022 begann um acht Uhr. Um neun Uhr trafen wir uns wie geplant, jedoch haben wir 25 Minuten Zeit bekommen um unser Mittagessen zu kaufen. Dafür sind die meisten zum Rewe in der Nähe gelaufen. Danach wurden wir von einem humorvollen Politikwissenschaftler abgeholt, der uns durch den Reichstag geführt hat, bevor wir im Paul-Löbe-Haus mit Herrn Roderich Kiesewetter sprachen. Einer der letzten Ziele waren dann die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und die danebenstehende Kirche. Das KaDeWe wurde dann unser letztes Laufziel. Der Tag endete mit einem „dinner“ aus um die 20 Leuten beim vietnamesischen Restaurant „Hoan Kiem“ in der Nähe des Hostels.

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. So war es bei uns am Donnerstagmorgen (22.09.2022) um 8 Uhr beim Frühstück im Hostel. Viele Menschen. Laute Atmosphäre. Chaos. Um neun Uhr machen wir uns auf den Weg zu einer Ausstellung und gleichzeitig Gedenkstätte der deutschen Widerstandskämpfer in der Zeit des deutschen Nationalsozialismus unter der Macht von Adolf Hitler. Unter anderem kommen wir an dem Ort an, an dem Stauffenberg erschossen wurde. Doch der entscheidende Grund, warum wir diese Ausstellung besuchten, ist das oberste Stockwerk.

Dieser Teil ist neu und erzählt die außergewöhnlichen Geschichten vieler vergessener Menschen und Familien - ja sogar Helden! Besonders wichtig und auch richtig finden wir, dass man so einen Ort besucht haben muss, um an die Opfer zu denken und auch zu begreifen, was diese oft für ein Leben hatten. Wie sie sich gegenseitig geholfen haben zu verstecken, sodass sie sich selber in Gefahr begaben und ein großes Risiko eingegangen sind.

Nach der Mittagspause am Alexanderplatz fuhren wir mit dem Aufzug bis in das 35. Stockwerk des ParkInn. Die letzten beiden Etagen müssen wir zu Fuß laufen. Oben angekommen haben wir die Chance  den unglaublich schönen Ausblick von der Stadt Berlin zu betrachten.

Abends ging es für uns ins Deutsche Theater. Wir freuen uns sehr, als wir hören, dass die Schauspieler*innen etwa in unserem Alter sind. Das macht das Stück für uns auf eine Art und Weise besonders. In dem Stück „Miroloi“ geht es kurz gefasst um die Unterdrückung der Frauen auf einer fiktiven Insel und deren Widerstand. Das Ende ist offen, man weiß somit nicht was mit der Hauptdarstellerin geschieht.

Nach dem Frühstück verließen wir am Freitag, dem 24.09.2022 um 9 Uhr das Amstel House. Das Programm für Freitag: Ringbahn, East Side Gallery, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und Kofferpacken. Wir fuhren mit der Ringbahn zur East Side Gallery und betrachteten dort die Kunstwerke auf den Überresten der gefallenen Berliner Mauer. Die Kunstwerke waren in ihren Bedeutungen zwar unterschiedlich, aber dafür gleichartig ausdrucksstark - politische, historische oder gegenwärtige Themen wurden in Form von Kunst festgehalten und sind bis heute sehenswert.

Die darauffolgende Mittagspause verbrachten wir wieder auf dem Alexanderplatz, bevor es dann zur Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Staatsicherheit, weiterging. Ret Langmeier und Karl Heinz Richter nahmen sich Zeit, uns durch die Gefängnisräume zu führen und über ihre eigenen Erfahrungen in der DDR und der Haft zu erzählen.

Ret Langmeier engagierte sich neben seinem Interesse für Musik, in Friendens- und Bürgerrechtsbewegungen. Im Jahr 1980 plante er eine Ausstellung über die polnische Solidarność-Bewegung, wurde aber von der Stasi bespitzelt und verhaftet. Er verbrachte viereinhalb Monate in der Untersuchungshaft Hohenschönhausen, bis er dann in die Psychiatrie eingewiesen und aus der DDR verstoßen wurde. Das Leben in der BDR empfand er als Exil. Momentan ist er jedoch zufrieden und lebt für seine Arbeit als lehrender Zeitzeuge an der Gedenkstätte.

Der zweite Zeitzeuge war Karl Heinz Richter. Er ist ein mutiger Mann, welcher mit nur 17 Jahren, siebzehn seiner Freunde beim Fliehen aus der DDR geholfen hat, dabei aber leider selbst erwischt und für 3 Jahre inhaftiert wurde. In der Untersuchungshaft hat er traumatisierende Dinge erlebt, welche nicht nur ihn, sondern auch sein Umfeld stark geprägt haben. Er hat über seine Geschichte drei Bücher geschrieben, welche mit Sicherheit sehr empfehlenswert sind. Trotz der Erlebnisse während seiner Haft, gab er nie die Hoffnung auf und genießt sein jetziges Leben in vollen Zügen.

Im Anschluss der Führung machten wir uns auf den Rückweg zum Amstel House, um zu packen und letzte Dinge vor der Abreise zu erledigen. Trotz Komplikationen schafften wir es alle heil und ganz zurück zum Hostel. Im Lokal Walhalla gab es später traditionell das letzte gemeinsame Abendessen. Es wurde viel gegessen, geteilt und gelacht – es war ein erfolgreicher Abschluss für eine besonders schöne und erlebnisreiche Studienfahrt.

Letzte Änderung am 10.10.2023 von Th. Werner