Unterstufenchor und Theater International
Honi soit, qui mal y pense
Wer nämlich dachte, es handele sich beim „Apfelkomp(l)ott“ lediglich um Klamauk mit musikalischer Untermalung, darf ruhig etwas beschämt sein. Zusammen mit ihren Lehrerinnen Helga Weber und Ricarda Rickert hatten die Ensembles des Unterstufenchores und des Theaters International ein gesellschaftspolitisches und zweisprachig vorgetragenes Musical einstudiert, das in der gut besuchten Kulturmulde aufgeführt wurde und zeigte, wie schnell Konflikte entstehen, die bis zu einem Krieg führen können, wenn erst einmal der Wurm drin ist. Was die 33 sing- und spielfreudigen Akteure aus den Klassenstufen 5 und 6 am vergangenen Mittwoch inszenierten, war vielseitig, erfrischend und mitreißend!
Nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiter Ralf Kiesel legten die Ensembles sofort los und zeigten am Beispiel zweier benachbarter Dörfer, wie eine friedliche Koexistenz ohne Grenzen auch länderübergreifend funktionieren kann, v. a. wenn sich die Einwohner bester Gesundheit erfreuen, weil sie die Früchte eines Apfelbaumes gemeinsam genießen. Denn: „An apple a day keeps the doctor away“. Schnell wurde den Zuschauern klar, dass sie an diesem Abend passend zur Aufführungsstätte auch ein wenig Unterricht erfahren würden, denn während die einen Französisch sprachen, redeten die anderen Deutsch. Und dieses Vokabeltraining wurde kombiniert mit vielen Sprichwörtern und Redewendungen, die man alle schon irgendwo mal gehört hat. Da passte es selbstverständlich ins Bild, dass der musikalische Mix sich mehrerer Genres bediente und neben Rap, Popsongs, Gassenhauer, Volksweisen auch Marschmusik teils stimmgewaltig intoniert wurden.
Zurück zur Handlung: Der Umstand des Friedens ohne Grenzen, den man in Europa als so selbstverständlich betrachtet, gerät in Gefahr, als drei arbeitslose Ärzte mit den bezeichnenden Namen „Zizanie“, „Zwietracht“ und „Hulda von Neid“ aus Profitgier überlegen, wie sie mit Hilfe von Neid und Missgunst auch die Gesündesten krank und selbst einen Reibach, versehen mit einem kritischen Unterton gegenüber der Pharmaindustrie, machen können. Und so ziehen sie eine Grenzmauer hoch, legen den Eris- alias Zankapfel, der in der griechischen Mythologie Auslöser für den gewaltigen Kampf um Troja war, auf deren Steine und warten ab, wie der etwas selbstverliebte, gerne Reden schwingende deutsche Bürgermeister in Trumpscher Manier erklärt: „Mein Dorf zuerst!“
In der Folge eskaliert der Streit, bis es beinahe zum Krieg kommt. Wären da nicht die alten, weisen Leute aus beiden Ländern, die sich gegenseitig Freundschaft gelobt haben und die Intrige aufdecken. Beschämt merken die Konfliktparteien, was sie da beinahe aufs Spiel gesetzt hätten. Und weil es dann doch ein Familienstück ist, schafft man es sogar, die Intriganten sinnvoll in die Gemeinschaft zu integrieren und sie als Bioapfelbauern an der neuen Idylle teilhaben zu lassen.
Wer die jungen Schülerinnen und Schüler aus voller Kehle singend, spielfreudig, und wundervoll kostümiert erlebt hat, wird mit Sicherheit voll Vorfreude auf die nächste Aufführung warten.