Molière am WeG

Berliner Theaterensemble zu Gast am WeG

Am 29. Juni gastierte das Berliner „Théâtre Anima“ mit dem 50-minütigen Stück „Molière oder die Suppe des Mannes“ am Werkgymnasium. Vom großen Namen Molière etwas abgeschreckt, aber vom neugierig machenden Nebentitel angelockt sahen sich die Klassen 9 und 10 in der Kulturmulde die deutsch-französische Darbietung von Muriel Camus und Vincent Simon an. Die beiden in Frankreich aufgewachsenen Schauspieler bewältigten mit Bravour die schwierige Aufgabe, fünf Charaktere und eine Erzählerin zu verkörpern, was ihnen durch den Einsatz von Puppen und Masken, verbunden mit verschiedenen Habitus und stimmlichen Variationen gelang.
Das Stück basiert auf mehreren fiktiven Briefen von Madeleine Béjart, Molières langjähriger Begleiterin und Vertrauten, aus denen die Erzählerin dem Publikum vorliest. Ausgehend von dieser Rahmenhandlung rekonstruieren Muriel Camus und Vincent Simon eine emotionsgeladene Geschichte, in der Molière - vor Gläubigern auf der Flucht - als Diener beim geizigen Harpagon untertaucht und während seines Aufenthalts dort nicht nur Zeuge von Liebe und Eifersucht, Täuschung, Verrat und Gier wird, sondern dabei alsbald selbst mitmischt. Trotz der turbulenten Handlung konnte durch den gezielten Einsatz der deutschen Sprache an wichtigen Stellen inhaltliche Verwirrung bei den Schülerinnen und Schülern vermieden werden. Zudem haben die genannten Themen des Stückes auch heute nichts von ihrer Aktualität und Faszination verloren, was den Zugang ebenfalls erleichtert hat.
Das große Rätsel, was „die Suppe des Mannes“ wohl sei, wurde schließlich auch gelöst. Der Begriff ist ein Zitat aus Molières „L‘école des femmes“ und fällt in einem Gespräch über Eifersucht: „Stell dir vor, du säßest vor deiner Suppe und nun käm' so ein Hungriger daher und wollte mitessen, würdest du nicht in Zorn geraten? - Ja, das will ich meinen! - Siehst du, so ist es! Die Frau, die ist wie die Suppe des Mannes!“
Vielen Dank an Frau Armgard Liermann für die Organisation dieses gelungenen Theatervormittags.

Oliver Heß

Letzte Änderung am 19.10.2016 von Tomas Kostadinov