Jeweils einmal im Frühjahr und im Herbst verwandelt sich die Mensa des Heidenheimer Werkgymnasiums in eine gemütliche Konzertarena. „Kultur in der Mensa“ nennt sich die nun schon seit über 10 Jahren stattfindende Veranstaltung, die einen immer
größer werdenden Zuschauerandrang genießt und langsam an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Diesmal stand der Abend unter dem Motto „Leonard Cohen and more“ und war dem im letzten Jahr verstorbenen kanadischen Liedermacher gewidmet.
Letzte Proben vor dem eigentlichen Auftritt: Einige Songs werden nochmals angespielt. Dazwischen das Geräusch von Stühlen und Tischen, die umhergerückt werden. Daneben fleißige Hände am Fingerfood-Buffet und gleichzeitig kommen schon die ersten Gäste. Ein fröhliches Hallo, Umarmungen, Alt trifft auf Jung, ehemalige Lehrer freuen sich über ein Wiedersehen mit den früheren Kollegen. Eltern und Schüler in einem lockeren Plausch untereinander. Kurz gesagt: beinahe wie ein Familientreffen. Diese besondere Atmosphäre kennzeichnet wohl am besten diese generationsübergreifende Veranstaltung, bei der vom 12-jährigen Schüler bis zum 75-jährigen Großvater alle Zuhörer auf ihre Kosten kommen.
Als am Anfang Leonard Cohens einziger deutscher Top-Ten-Hit „Lover, Lover, Lover“ intoniert wurde, begannen die ersten Zuhörer bereits leise den Refrain mitzusingen. Nichts Neues für die Sängerinnen und Sänger wie Wolfgang Weiss, Ricarda Rickert und Assi Antoniuk, die schon beinahe zum Inventar dieser Reihe zählen. Genauso wie Gerd Schock, seines Zeichens aktiver Lehrer am WeG, der mit seinem Kontrabass und der Gitarre oftmals für die leiseren, melodiösen Töne sorgt. Zusammen mit seinem jungen Kollegen Dirk Kassel brachte er unter anderem Pink Floyds „Grantchester Meadows“ in einer Accoustic-Version zu Gehör.
Für einen ersten Gänsehautmoment sorgte Anna Hank, eine Schülerin der 6. Klasse, mit ihrer Darbietung des wohl mit am häufigsten gecoverten Cohen-Liedes „Hallelujah“. Dass Schüler an diesem Abend teilnehmen, ist eine noch junge Tradition, die sich aber großer Beliebtheit erfreut. Daher waren an diesem Abend mit Danae Mavragani und Dicle Ilkan auch 2 Schülerinnen der 9. Klasse mit ihren Versionen der beiden moderneren Popsongs „Say something“ und „Royals“ beteiligt. Vor 3 Jahren wurde dieser Punkt auf Initiative von Gesangsvirtuosin Ricarda Rickert in den Programmablauf integriert. Und seitdem konnten zahlreiche junge Talente Bühnenerfahrung sammeln.
Rickert, Fremdsprachenlehrerin am WeG, zeichnet auch in Zusammenarbeit mit Gerd Schock für die Gesamtorganisation des Cohen-Abends verantwortlich. Dazu gehören auch die Instrumental-Einlagen des Schulleiterteams Werner Schölzel und Ralf Kiesel, die dieses Mal mit einer herrlich swingenden Interpretation von „Dream a little dream of me“ begeisterten.
Aber eben nicht nur Lehrer, sondern auch Eltern und Freunde sind beim Auftritt dabei: Sologitarrist Werner Lehmann (ehemals „KaroTweed“, jetzt „Your Session“) hat gleich seinen aktuellen Bandkollegen Dieter Palinkas bei dem Eagles-Klassiker „Hotel California“ an die Percussion verpflichtet. Oder Schülervater Karsten Tanzmann, der für den gesundheitlich verhinderten Michael Loessin kurzfristig die Moderation übernahm. Und nicht zu vergessen: Wolfgang Sörös, dem es gelang, an diesem Abend kurzfristig französisches Straßencafe-Flair zu verströmen, als er mit Ricarda Rickert die Chanson-Klassiker „Johnny, tu n’es pas un ange“ und Edith Piafs unsterblichen „L’Accordeoniste“ zu Gehör brachte.
Neben zeitlosen Klassikern wie „Gracias a la vida“ oder Paul McCartneys „Blackbird“ erklangen in dem insgesamt 5-sprachigen Programm noch Mikis Theodorakis, Cat Stevens und Reinhard Mey.
Mittelpunkt blieb aber der im letzten Jahr verstorbene Maestro mit dem Hut und der markanten Stimme: Leonard Cohen. Seine Songs, wie „Chelsea Hotel“, „One of us cannot be wrong“ und “Suzanne” bleiben unvergesslich und wurden vom Publikum dankbar aufgenommen. „Eine Veranstaltung mit Mitsing-Garantie“, so wurde diese Reihe von Karsten Tanzmann auch bezeichnet. Denn bei jedem Song begann an irgendeinem Tisch jemand leise mitzusingen. Zum Abschluss erklang mit “So long, Marianne” die persönliche Verabschiedung eines Ausnahmemusikers, der uns leider schon verlassen hat und dessen Melancholie und Poetik fehlen werden, dessen Licht aber auf ewig weiterleuchtet. Denn - so Moderator Karsten Tanzmann am Beginn des Abends – seit diesem Jahr erstrahlt am Himmel der Asteroid 24732 und er trägt den Namen „Leonard Cohen“.
Das sich die Reihe einer so großen Beliebtheit erfreut, zeigt sich schon an den Planungen für das kommende Jahr: Am 9. März ist bereits die nächste Auflage geplant. Und als absolute Premiere wird das Team am 22. Juni 2018 erstmals von der Mensa in den Brenzpark innerhalb der Reihe „Sommer im Park“ umziehen.