30 Jahre Bandworkshop
Wie lernt man Jazz in größeren Gruppen zu spielen? Indem man es probiert. Doch wann, wo, wie und mit wem? Einen Weg dazu haben vor 30 Jahren das Werkgymnasium mit dem Musiklehrer Joachim Kocsis und das Hellenstein-Gymnasium mit Werner Glatzle geschaffen: den Band-Workshop. Nun stand dessen Jubiläum an und das persönliche von Joachim Kocsis. Dieser hat bis heute jedes Jahr das zweitägige Üben mit ausgewiesenen Profimusikern organisiert und am Abschlusskonzert die „Elefanten-Bigband“ mit allen Workshop-Teilnehmern und Dozenten geleitet. Dass just zum Jubiläum der Workshop vom Werkgymnasium zur Musikschule Steinheim wechseln musste, lag daran, dass am WeG noch Abi-Prüfungen abgenommen wurden. Die Heidenheimer waren den Steinheimern sehr dankbar für die herzliche Aufnahme und die exzellente Rundum-Betreuung.
Um die 50 Jazzer allen Alters und musikalischen Reifegrads hatten sich für den diesjährigen Bandworkshop angemeldet. Hilfestellung, um vom Spielen vom Blatt hin zum Improvisieren zu kommen, gaben als Dozenten Christoph Braun (Trompete), Martin Sörös (Piano), Jan Jäger (Posaune), Regina Heiß (Gesang), Andreas Schmid (Bass), Jan Prax (Saxophon) und Felix Schrack (Drums). Schon zu Beginn des Abschlusskonzerts im Dieter-Eisele-Saal der Musikschule hatte sich die Elefanten-Bigband quasi in Cinemascope in Szene gesetzt. Sie nahm, in der Höhe mehrfach gestaffelt, die gesamte Breite des Saals für ihr Stück „Blues ist my favorite color“ ein. Jan Jäger, Dozent im Workshop und Leiter der Musikschule Steinheim, freute sich sehr über die „volle Hütte“, Denn auch auf den Zuhörerplätzen ging es eng her.
Fehler sind erlaubt, es darf auch etwas schief gehen: Das, so Kocsis, sei die Verfahrensweise beim Üben. Deutlich schwerer fällt diese Lockerheit beim Auftritt vor Publikum. Doch die sechs Combos, die sich beim Üben gebildet hatten, rissen das Publikum wiederholt zu Begeisterungsstürmen hin. Auch wenn mal ein Ton nicht so saß, die Spielfreude zählte. Und diese war beim zehnjährigen Drummer genauso zu verspüren wie beim 62-jährigen Saxophonisten. Während sich Buben und Mädchen, Frauen und Männer, bei der Wahl ihrer Instrumente kaum mehr unterscheiden, machte zumindest in dieser Workshop-Runde der Gesang eine Ausnahme. Da bestimmten die Mädchen den Ton von Sopran bis Alt 2. Nur ein Junge hielt mit.
Blues, Filmmusik, Gospel, Bossa Nova, Modern Jazz: In vielen Spielarten hatten die Workshop-Teilnehmer geübt, um nun beim Konzert in der Combo auch einmal als Solist vortreten zu können. Das ist durchaus eine Mutprobe - und nicht nur, wenn das Stück gleich „Tenor Madness“ heißt und von Sonny Rollins, einem der ganz großen Saxophonisten im Jazz, stammt. Mit „Valerie“ von Amy Winehouse verabschiedete sich für dieses Jahr die Elefanten-Bigband. Den Workshop wird es auch nach dem Jubiläum weiterhin geben. Den Sponsoren, die dessen Finanzierung auch weiterhin sichern sollen, dankte Kocsis im Nachhinein und im Voraus. Jan Jäger warb nicht weniger um Unterstützung der Musikschulen. „Musik ist wichtig für unsere Gesellschaft. Sie ist demokratiebildend.“
mit freundlicher Genehmingung von Günter Trittner - Redaktion HZ