Verabschiedungen am Werkgymnasium
Auch in diesem Jahr standen bei der letzten Konferenz am Werkgymnasium Verabschiedungen der besonderen Art an. So durfte Schulleiter Werner Schölzel mit Hans Heldele, Michael Leonhardt, Reinhardt Ehrtmann und Ulrich Frei gleich vier langjährige Mitglieder des Kollegiums in den Ruhestand verabschieden, die teilweise noch zu den Männern der ersten Stunde gehörten. Er stellte mit etwas Wehmut fest, dass er nunmehr der letzte an der Schule verbleibende Vertreter aus dieser „Gründergeneration“ ist.
Hans Heldele (Mathe, Physik, Informatik, Astronomie, Kurs B und Kurs D) kam 1989 ans Werkgymnasium, nachdem er zuvor u. a. am Margarete-Steiff-Gymnasium in Giengen tätig war. Auch wegen seines ausgeglichenen Wesens und seiner besonnenen Art wurde er viele Jahre als Klassenlehrer eingesetzt. In den letzten Jahren war er mit für die Netzwerkbetreuung an der Schule verantwortlich und opferte unzählige Stunden, um allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft eine große Vielfalt an multimedialen Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung stellen zu können. Wer Hans Heldele im persönlichen Gespräch erlebt, stellt immer mit Erstaunen fest, mit wieviel Ruhe und Geduld er selbst komplizierte Zusammenhänge zu vermitteln vermag und so verwundert es nicht, dass er sich in seiner Freizeit leidenschaftlich mit der Quantenphysik und Einsteins Relativitätstheorie beschäftigt.
Mit Michael Leonhardt (Englisch, Deutsch) verlässt ein sprachlich äußerst bewanderter und zugleich universell einsetzbarer Pädagoge die Schule, der ebenfalls viele Jahre als Klassenlehrer ein offenes Ohr für Probleme der ihm anvertrauten Schüler hatte. Nachdem er bereits 1982 ans WeG kam, ging er 1992 für 6 Jahre nach Kairo, wo er sein sprachliches Wissen an ägyptische Schüler weitergab. Diese Erfahrungen halfen ihm nach seiner Rückkehr, da er bald als Verantwortlicher für sämtliche Arten von individuellen Schüleraustauschprogrammen oder Auslandsaufenthalten eingesetzt wurde. Daneben besitzt Michael Leonhardt großes handwerkliches Geschick und technisches Können, das auch in der Schule zum Tragen kam, wo er zeitweise sogar im Kurs A unterrichtete und sich mit dem Bau eines Marktstandes ein kleines Denkmal setzte, das heute noch bei Veranstaltungen zugunsten der Partnerschule in Bangladesch zum Einsatz kommt.
Reinhard Ehrtmann (Kunst, PGK und Kurs C und D), genannt „ehrti“, begann seine Tätigkeit in Heidenheim im Jahre 1981 und war bis zuletzt eine der treibenden Kräfte, wenn es um die Entwicklung und Planung von Projekten für die Modellschule ging. Die Maxime, dass man am besten mit Kopf, Herz und Hand lerne, erfüllten sein pädagogisches Handeln und Wirken. Für die Schulgemeinschaft war er gleich in mehreren Bereichen außerordentlich engagiert tätig: Als Vorsitzender des örtlichen Personalrats setzte er sich auch in schwierigen Zeiten für durchaus anspruchsvolle, aber realisierbare Lösungen ein. Als versierter Drucker war „ehrti“ über Jahrzehnte verantwortlich für unzählige Plakate und Flyer schulischer Veranstaltungen, denen er seine künstlerische Note verlieh. Unvergessen wird der kenntnisreiche Kunsthistoriker allen Kollegiumsmitgliedern als Kirchenführer bleiben, dem es bei Ausflügen stets gelang, die sakralen Bauten in ihrem historischen Kontext kritisch und humorvoll zugleich zu beleuchten. Daneben zeichnete er 23 Jahre lang als Leiter der Studienfahrt Segeln verantwortlich und übernahm nach Hartmut Neugebauer die Leitung der Schulpartnerschaft mit der St. Teresas Highschool (Bangladesch), wo er im vergangenen Jahr zudem als Mitbegründer des Fördervereins initiativ wurde.
Als im Jahre 1977 eine Amtsärztin feststellte, dass „mit einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit […] nicht gerechnet werden“ müsse, konnte sie sicherlich nicht wissen, dass dies im Fall von Uli Frei, dem Mann mit dem Schraubenzieher in der Brusttasche, zu einer glatten Untertreibung führen würde. Denn mittlerweile hat er das Pensionsalter bereits um 3 Jahre überschritten, was dem jung gebliebenen „Mister Netzwerk“ nicht anzusehen ist. Neben der zuletzt immer mehr Raum einnehmenden Pflege des Netzwerkes unterrichtete Uli Frei die Fächer Mathematik, Physik, Informatik sowie die Kurse B, C und D, an deren Entwicklung er in vielen Bereichen maßgeblich beteiligt war. Unzählige Projekte oder Entwicklungen gehen auf ihn zurück und wer einmal gesehen hat, wie er handwerkliche Tätigkeiten mit Elektronik und Elektro-Technik verknüpft, weiß, dass man ihn ohne Weiteres als Kurs-A-Lehrer hätte einsetzen können. Sein Wissen in den Bereichen Netzwerk und Informatik vermittelte er anderen Kollegen über Jahre hinweg in landesweit ausgeschriebenen Fortbildungen. Wie groß bei ihm die Identifikation mit dem Werkgymnasium ist, kann man daran erkennen, dass er auch bei außerschulischen Veranstaltungen immer im Schulhaus anzutreffen ist, jahrelang im großen Chor mitsang und am Abendgymnasium lehrte. Mit Uli Frei verliert die Schule einen richtigen „Schaffer“, dessen Motto immer war, dass Taten mehr sind als Worte. Insofern verwundert es nicht, dass er Schulleiter Schölzel in Aussicht gestellt hat, im nächsten Schuljahr noch ein wenig auszuhelfen.
Thomas Werner