Berufsorientierung in Klassenstufe 9

Foto: Frank Keller
Foto: Frank Keller

Doppelt hält besser – Berufliche Orientierung (BO) in der Klassenstufe 9

 

Gleich zweimal für jeweils fast einen halben Schultag nahmen sich die Schülerinnen und Schüler Zeit für ihre Interessen und Fragen, ihre eigene berufliche Orientierung betreffend. Vor Weihnachten gestalteten Heike Thumm (Bundesagentur für Arbeit Heidenheim), Rebekka Hieber und Julia Schmidt (Paul Hartmann AG) und Frank Keller (BO-Beauftragter am Werkgymnasium) einen Workshop-Vormittag, der sich in drei Runden mit allen wesentlichen Themen befasste, die es braucht, um gut aufgestellt den eigenen „Plan A“ des individuellen beruflichen Weges ausfindig zu machen. Heike Thumm arbeitete in ihrem Workshop mit den Schülerinnen und Schülern vor allem an deren individueller Profilierung von Stärken und Schwächen, von Interessen und Neigungen, wenn es um die Entwicklung der Fähigkeit geht, für sich selbst einen Weg zu einem „Plan A“ hin aufzustellen. Dass die Agentur für Arbeit dabei eine wichtige Partnerin ist, sei es bei Beratungsanlässen in der Schule oder in der Agentur, sei es für eine Schülerin oder einen Schüler allein oder gemeinsam mit den Eltern, vermittelte sie in ihrem Workshop. Rebekka Hieber und Julia Schmidt simulierten in ihrem Workshop vor allem klassische Situationen im Kontext einer Bewerbung, sie arbeiteten aber auch zu den Themen Bewerbungskommunikation und persönliches Auftreten. Frank Keller stellt in seinem Workshop besonders heraus, dass sich die Schülerinnen und Schüler darüber im Klaren sein müssten, dass sie längst in einem Netzwerk aus Beratenden und Experten lebten. Im Sinne eines „Netzwerk Ich“ befasste er sich in seinem Workshop besonders mit den individuellen Beratungschancen, die Jugendliche oft nicht sehen würden, weil ihnen nicht klar sei, dass Familienmitglieder, Nachbarn, Lehrerinnen und Lehrer, Mitschülerinnen und Mitschüler und die vielen Beratungsanbietenden allesamt dazu geeignet seien, die berufliche Orientierung eines jungen Menschen positiv und orientierend zu bereichern. Für sich selbst ein solches „Netzwerk Ich“ zu generieren, war dann auch Aufgabe der Schülerinnen und Schüler im Workshop. Die abschließende Evaluation zeigte schließlich die hohe Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler mit diesem ersten Workshop zur BO in Klassenstufe 9.

Im Januar besuchten nun die Ausbildungsbotschafter der IHK Ostwürttemberg die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9. Fast einen Schulhalbtag begegneten sich Schülerinnen und Schüler und Auszubildende in mehreren Vortrags- und Gesprächsrunden. Ziel der Veranstaltung war es, den Schülerinnen und Schülern Einblicke zu gewähren in die Vielfältigkeit von Schulabschlüssen und sich anschließenden Wegen hin zu einer dualen Ausbildung. Gerade weil die Ausbildungsbotschafter von verschiedenen Schularten und Schulabschlüssen in ihre Ausbildung gestartet waren, gerade weil sie nach Abschluss der Ausbildung wiederum sehr Unterschiedliches tun wollen, konnten sie den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass es vor allem darum geht, etwas zu machen, zu dem man steht, für das man sich interessiert. Ida Pfeifenberger und Peter Hank von BSH (Bildungspartner WeG) stellten den Ausbildungsberuf ElektronikerIn für Automatisierungstechnik vor. Stephanie Söll und Ticiana Vodep erzählten, worum es in einer Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel am Beispiel der Firma Günther & Schramm aus Oberkochen geht. Miriam Forberger und Jannes Grünberg durchlaufen derzeit die Ausbildung zur/zum ErzieherIn an der Evangelischen Schule für Sonderpädagogik in Herbrechtingen. Bei der Firma ISK in Böbingen macht Leon Deininger derzeit eine Ausbildung zum Metallbauer. Rebecca Wolf konnte plastisch machen, was es bedeutet, die Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin zu durchlaufen. Allen Botschafterinnen und Botschaftern gelang es, die Jugendlichen neugierig zu machen. Am Beispiel des eigenen Werdegangs konnten die Ausbildungs- und Studienbotschafterinnen und -botschafter sichtbar zu machen, warum sie sich für genau diese Ausbildung entschieden hatten. Weiterhin kam es ihnen darauf an, allen Schülerinnen und Schülern verständlich zu machen, was man in der Ausbildungs- und Studienlandschaft als „Durchlässigkeit“ der Bildungs- und Qualifizierungssysteme bezeichnet: Die Entscheidung für eine Ausbildung, sei es mit dem Mittleren Schulabschluss oder Abitur, sei nie eine Entscheidung gegen, sondern immer eine Entscheidung für etwas, so Daniel Waibel von der IHK Ostwürttemberg, der das Projekt Ausbildungsbotschafter betreut und seit vielen Jahren in der BO ein wichtiger Partner des Werkgymnasiums ist. Die Ausbildung sei keine Entscheidung gegen ein Studium, sondern für die vielen Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung oder etwa ein Studieren nach der Ausbildung, auch ohne Abitur. Genau für diese Vielfalt der Wege nach dem Schulabschluss, für den Weg in die Ausbildung, mit Mittlerer Reife oder Abitur, um dann gut gerüstet für alles Folgende zu sein, dafür standen die Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter mit voller Überzeugungskraft. Auch an diese Veranstaltung schloss sich eine kleine Evaluation unter den Schülerinnen und Schülern an, die zeigen konnte, dass die Ausbildungsbotschafter einfach ein sehr, sehr erfolgreiches Format sind, Schülerinnen und Schülern deutlich zu machen, dass letztlich persönliches Interesse am Berufsbild zählt.

 

Frank Keller

Letzte Änderung am 31.01.2023 von Th. Werner