Besuch bei Freunden in Bangladesch
Hallo! Nomoshkar!
Sie lesen hier den Versuch, eine zweiwöchige Reise nach Bangladesch – mit unendlich vielen Erfahrungen und Eindrücken – in Worte zu fassen. Eine Aufgabe, die aus meiner Sicht fast unmöglich ist, aber lesen Sie dennoch weiter und kommen Sie unbedingt zu unserem Bangladesch-Abend, an dem wir versuchen werden, unsere Eindrücke mit Bildern, Videos und bengalischen Speisen wiederzugeben.
Doch von vorne. In den ersten beiden Februarwochen war eine elfköpfige Gruppe von Schülern und Lehrern des Schulverbunds im Heckental und des Werkgymnasiums zu Besuch in Bangladesch. Der Flug verlief alles andere als planmäßig und so erreichten wir erst mit sechsstündiger Verspätung am nächsten Mittag Dhaka, die Hauptstadt Bangladeschs.
Auf unserem Reiseprogramm stand zum einen der Besuch unserer Partnerschule St. Teresas High School in Bhalukapara, aber natürlich auch das Kennenlernen des Landes, der Kultur und der Natur.
Zuallererst gingen wir in Mymensingh, einer Stadt auf halbem Weg zwischen Dhaka und Bhalukapara, shoppen. Nicht etwa, weil wir zu wenig Kleidung im Gepäck hatten, sondern weil wir uns landestypisch einkleiden wollten.
Eine ganz andere Schulwoche
An unserem ersten Morgen in Bhalukapara hatten die Schüler und Lehrer einen großen Empfang für uns vorbereitet. Allerdings wurden wir zunächst vom Schuldirektor Marcel zum Teetrinken eingeladen, so dass siebenhundert Schülerinnen und Schüler fast eine Stunde in der Sonne warteten, bis sie uns mit einem Programm aus verschiedenen bengalischen Tänzen und Liedern begrüßen konnten.
Gleich von Anfang an war klar, dass der Besuch von europäischen Gästen in Bhalukapara eine absolut außergewöhnliche Besonderheit darstellte, die immer und überall von Selfie-Kameras festgehalten werden musste. Eigentlich waren wir uns ja fremd, dennoch fühlten wir uns sofort wohl. Auf dem Schulgelände begegneten uns nur strahlende Gesichter und fröhliche Zurufe „Hello friends, how are you?“
In den nächsten Tagen verbrachten wir sehr viel Zeit in der Schule und im Unterricht. Der Schulalltag in Bangladesch ist von einer Disziplin geprägt, die wir uns an einer deutschen Schule nicht vorstellen können. Jeden Morgen versammeln sich alle Schüler auf dem Hof zum Morgenappell – einem sehr militärisch wirkenden Ritual, bei dem auch die Nationalhymne gesungen wird.
In jeder Klasse sind rund 80 Kinder, die streng nach Mädchen und Jungs getrennt sitzen. In einer Schulbank, in der hier vielleicht zwei Kinder sitzen würden, quetschen sich dort meistens fünf nebeneinander.
Wir haben selbst Unterrichtstunden mitgestaltet, haben ehemalige Schülerinnen und Schüler interviewt und die Pausen miteinander verbracht. Obwohl wir nur wenige Tage da waren, fühlten wir uns am Ende der Woche fast schon als ein Teil der Schulgemeinschaft.
Ebenso wohl fühlten wir uns in unserer Unterkunft bei den Ordensleuten. Der streng katholische Tagesablauf hat uns etwas überrascht, aber gleichzeitig wurden wir von den Sisters unglaublich herzlich und fürsorglich verwöhnt. Egal, wo wir zum Abendessen eingeladen waren, überall gab es das Gleiche (Reis und Dal) und dennoch hat es jedes Mal anders geschmeckt.
Reise durch eine andere Welt
Nach dieser beeindruckenden Woche fiel uns der Abschied von Bhalukapara mehr als schwer, aber wir waren auch gespannt, noch andere Seiten von Bangladesch zu sehen.
Mit dem Nachtbus ging es in den Nordosten des Landes, in die Region rund um Sylhet und Srimangal, die für den Teeanbau bekannt ist und wegen der traumhaften Natur auch von Touristen besucht wird. Besonders eindrucksvoll war der Madhabkunda-Wasserfall, der mit 60 m Höhe der höchste Wasserfall von Bangladesch ist und von Wäldern und Hügeln umgeben ist.
Auf einer Busfahrt mitten im asiatischen Nirgendwo hatten wir eine sehr überraschende Begegnung – plötzlich standen zwei Elefanten direkt vor unserem Kleinbus auf der Straße und stellten sich uns demonstrativ in den Weg. Erst nachdem wir sie ausgiebig fotografiert hatten, spazierten sie weiter.
Letzte Station unserer Reise war wieder Dhaka. Wir besichtigten verschiedene Sehenswürdigkeiten, beispielsweise das Parlamentsgebäude und das National Monument. Auffallend war die extreme Fremdenneugier der Bengalen. Bei unseren Sightseeing-Touren durch Dhaka wurden wir überall und immer angestarrt, angesprochen und angefasst. Oft waren wir umzingelt von einer Traube gaffender und fotografierender Einheimischer.
Für den Verkehr in Dhaka gilt eine ganz einfache Regel – das größere Fahrzeug mit der lauteren Hupe hat Vorrang. Ansonsten fahren Autos, Mofas und jede Menge Rikschas wild durcheinander, was dazu führt, dass man für weniger als einen Kilometer eine halbe Stunde unterwegs sein kann. Dem Verkehrschaos konnten wir an unserem letzten Tag zum Glück entgehen, da wir schon früh morgens um 4 Uhr zum Flughafen starteten, um die Heimreise anzutreten. Die Rückflüge verliefen sogar ganz ohne Verspätungen und wir erreichten wohlbehalten die verschneite Heimat.
Obwohl wir so viele wunderschöne Plätze gesehen haben, waren die herzlichen, liebenswürdigen und fröhlichen Menschen, die wir kennengelernt haben, das eigentliche Highlight unserer Reise nach Bangladesch!
Marlen Miß, 10c