Ellen

Hier nun unser Interview, das wir mit Ellen nach ihrer Rückkehr geführt haben.

Wie kamst du dazu, einen 3-monatigen Austausch zu machen?

Den Austausch habe ich über das Deutsch-Französische-Jugendwerk (DFJW) geplant, nachdem ich mich auf eine Anfrage über unsere Schule gemeldet hatte und somit schon meine Austauschpartnerin Elisabeth gefunden hatte. Die Organisation kümmerte sich um die wichtigen Papiere, regelte die Anfahrt und Rückfahrt (ab 6 Wochen Aufenthalt übernimmt die Organisation einen Teil der Fahrtkosten). Im Gegenzug dafür musste ich für das DFJW einen Bericht über den Austausch verfassen.

In dieser Zeit warst du ja hauptsächlich an der Schule. Gibt es dort große Unterschiede zu unserem Schulalltag?

Während meiner Zeit in Versailles besuchte ich für 11 Wochen das Martin-Luther-Collège, eine internationale Schule, in Buc, bei Versailles. Die Unterschiede zwischen den Schulen in Frankreich und den Schulen in Deutschland finde ich recht groß.

Die Benennung der Klassen z. B. ist eine andere. Ich wurde natürlich zu Elisabeth, in die Klasse 406 eingeteilt. Dabei steht die 4 für die quatrième (= 8. Klasse) und die 06 für die Klasse. Bei uns wäre dies die Klasse 8f.

Auch die Stundenpläne sind in Frankreich anders aufgebaut. So gibt es einen Stundenplan a und einen Stundenplan b im wöchentlichen Wechsel.

Sehr ungewohnt war für mich, dass die Schüler immer eine Art Tagebuch, das „carnet de correspondance“, mit sich führen mussten, in welches wichtige Informationen eingetragen wurden, wie z. B. Stundenentfall, Lehrervertretungen, aber auch Einträge der Lehrer für die Eltern, wenn etwas vorgefallen war. Dieses benötigte man auch, um überhaupt auf das Schulgelände zu kommen. Im Gegensatz zu deutschen Schulen sind die französischen Schulen durch Zäune oder Ähnliches umgeben und man gelangt nur durch ein Tor, an dem ständig eine Aufsicht sitzt, auf das Schulgelände. Will man das Gelände betreten, muss man zunächst das „carnet de correspondance“ zeigen.

Der Unterricht selbst war im Vergleich sehr viel strenger und die Schüler müssen im Unterricht bedeutend mehr schreiben. Auch bekommen sie täglich Hausaufgaben auf, die sie zum Teil noch sehr spät abends erledigen müssen, weil die Schule frühestens um 16.00 Uhr aus ist. Außer mittwochs, dann gibt es keinen Nachmittagsunterricht.

Und was hast du dann in deiner Freizeit gemacht?

In meiner Freizeit unternahm ich viele schöne Dinge mit meiner Gastfamilie: Schlossbesuch in Versailles, natürlich, da die Familie ganz nahe beim Schloss wohnt, viele Stadterkundungen in Paris oder ein Besuch bei den Großeltern von Elisabeth.

Hattest du in dieser Zeit auch viel Kontakt nach Deutschland?

Während meines Aufenthaltes hielt ich vor allem zu meinen Eltern telefonischen Kontakt. Vom Unterrichtsstoff ließ ich mir nichts zuschicken, nur gegen Ende meiner Zeit in Versailles habe ich mich über den aktuellen Stand in manchen Fächern informiert. Welche Klassenarbeiten ich nachschreiben bzw. gleich wieder mitschreiben sollte, hatte ich schon vor der Abfahrt mit meinen Lehrern geklärt. So musste ich in den Hauptfächern insgesamt nur 3 Arbeiten und in den halbjährlich unterrichteten keine Arbeit aus diesem Halbjahr nachschreiben.

Hast du dich dann wieder gut in unseren Schulalltag eingefunden?

Als die 11 Wochen vorüber waren, ging für mich der Schulalltag wieder ganz normal weiter. Ich musste schon einiges an Schulstoff nachholen, jedoch verpasste Klassenarbeiten musste ich nicht nachholen. Als wirklich stressig empfand ich nach diesen 3 Monaten eigentlich nur Mathe.

Würdest du einen solchen Austausch nochmals machen?

Für mich war es ein großartiges Erlebnis und ich würde auch gerne ein zweites Mal einen solchen Austausch mitmachen. In dieser Zeit konnte ich das Leben, die Kultur und auch die Sprache Frankreichs intensiv kennenlernen und ich finde, dass sich meine Perspektive auf Frankreich verändert hat. Frankreich ist für mich viel realer, lebendiger. Es sind nicht mehr nur die Geschichten aus dem Französischbuch! Und natürlich hat sich auch meine Sprache deutlich verbessert!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und wir deine Erfahrungen anderen zugänglich machen können!

Wir hoffen, dass wir euch durch den Artikel einen kleinen Einblick in den Ablauf eines 3-monatigen Schüleraustauschs gewähren konnten und ihr Lust bekommen habt, einen doch etwas längeren Austausch mitzumachen.

Aylin Gül und Julie-Marie Bettringer sprachen mit Ellen Hawlitzky

Letzte Änderung am 08.02.2018 von Th. Werner